Untersuchungen zu Desinformationen stehen schon seit einiger Zeit im Fokus von Forschung und öffentlicher Diskussion. Spätestens seit den Analysen zur US-Wahl 2016, der Beeinflussung des Brexit-Referendums oder der Manipulation während des Krieges in der Ukraine ist klar: Desinformationskampagnen werden gezielt eingesetzt und zeigen eine enorme Wirkung. Wie identifiziert man also Verursacher solcher Kampagnen, wie macht man sie in Echtzeit nachvollziehbar, wie geht man dagegen vor? Das HybriD-Projekt versucht, einen Teil zur Beantwortung dieser Fragen beizutragen. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
„HybriD – Echtzeiterkennung von Desinformationskampagnen in Online-Medien“ besteht aus einem interdisziplinär operierenden Forscherteam. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines softwarebasierten Analysewerkzeugs zur Entdeckung und Analyse von Desinformationskampagnen. Hierzu nutzt das Projektteam moderne Analyseverfahren unter Einbindung von realem Expertenwissen. Diese innovative Verbindung soll Desinformationsmuster identifizieren und daraus spezielle Archetypen der Desinformation ableiten.
Projekt HybriD: Ziele und Verfahren
Das Ziel HybriD- Projektes ist es, Desinformationskampagnen in Echtzeit erkennbar zu machen. Dazu entwickelt das Forscherteam ein softwarebasiertes Analysewerkzeug, dass es ermöglicht, große Datenmengen aus sozialen Netzwerken und Online-Medien zu erfassen und auszuwerten. So werden zeitliche Muster sichtbar. Das Projekt stellt zusätzlich eine Erweiterung des Forschungsstands zu Desinformation dar.
Die Echtzeitanalyse großer Datenmengen aus Onlinemedien und sozialen Netzwerken soll es schließlich ermöglichen, Desinformationskampagnen zu erkennen und dahinterstehende Desinformationsstrategien nachzuvollziehen. So sollen Desinformationsmuster, sogenannte „Archetypen“ identifiziert werden. Diese identifizierten Muster können in der weiteren Ausführung für die Bekämpfung künftiger Desinformationskampagnen Handlungsempfehlungen geben. Außerdem eröffnet das Projekt neue Handlungsmöglichkeiten zur Gestaltung effektiver Gegenmaßnahmen, die gleichzeitig den ‚normalen‘ Nachrichten- und Informationsstrom in der Gesellschaft nicht beeinflussen.
Für die weitere Entwicklung des Projekts werden leitfadengestützte Interviews mit Expert:innen aus Journalismus und Medien durchgeführt, um die informatisch-technischen Verfahren abseits der maschinellen Analyse zu unterstützen. Auf diese Art und Weise werden Wissenschaftspraxis und Onlinejournalismus genutzt, um Teile von Desinformationskampagnen identifizieren zu können.
Akteure und Förderung
HybriD ist ein Verbundprojekt, bestehend aus mehreren Akteuren. Verbundkoordinator ist das Institut für Wirtschaftsinformatik, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) unter Leitung von Prof. Dr. Grimme. Das Institut für Kommunikationswissenschaft der WWU Münster erweitert unter Leitung von Prof. Dr. Quandt die Erforschung von Eigenschaften, Formen und zeitlichen Verläufen von Desinformationskampagnen. Die HAW Hamburg, bzw. das Department Information unter Prof. Dr. Stöcker steuert eine reichhaltige Erfahrung in der Erforschung von Informationssystemen bei.
Abgerundet wird das Verbundprojekt durch das Wissen um die technologischen und algorithmischen Erfahrungen von complexium GmbH. Zusammen mit den Instituten der WWU ist das Unternehmen für die Datensammlung und -analyse zuständig.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt im Rahmen der Förderlinie „Forschung Agil – Erkennen und Bekämpfung von digitalen Desinformationskampagnen“. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre. Der Förderungsrahmen für das Projekt beträgt 2,24 Millionen Euro.